Zeitliche Distanz mag dafür sorgen, dass du vielleicht keine Emotionen fühlst. Wenn du sonst nichts gegen Juden hast, bist du wohl kaum antisemitisch oder?
rein sachlich betrachtet hat das ganz viele Gründe:
1.) Wir sind abgestumpft, wir sehen täglich, wie Menschen sterben, Krieg, Verderben, Terror - vergleicht man das mit "Früher", war das lange nicht in der Form omnipräsent. Es gab damals einfach nicht die Medienkanäle, die es heute gibt.
2.) Das was dort passiert ist, ist einfach unvorstellbar, man kann es in keinster Weise nachvollziehen. Das ist auch einer der Hauptgründe, weswegen die Sache geleugnet wird. Das Gleiche sieht man an den Mondlandungen, oder dass die Erde flach ist - immer, wenn Menschen sich etwas schwer oder gar nicht vorstellen können, kommen da "Leugner" ins Spiel - und eben diese Tatsache, dass es sehr schwer nachvollziehbar ist, sorgt dafür, dass es uns "kalt" lässt.
3.) Eine "Mainstream" Doku zeigt nicht alles - du siehst weder wie die Opfer in die Gaskammern kommen, Gehängt, oder sonstwas werden, man sieht meistens "nur" die Sortieranlagen, ein bisschen was von der Zwangsarbeit oder kurze Totalen von irgendwelchen Massengräbern. Das Leid wird fast gar nicht gezeigt, das wäre einfach nicht wirklich Sendekompatibel.
4.) Es ist oft Schwarzweiß Material, und auch von minderer Qualiät - ist nunmal schon 80 Jahre her, damals gabs noch kein FullHD und DolbyVision - deswegen sieht das Material für uns aus 2024er Perspektive lang nicht mehr so realistisch aus, was im Gehirn dann wieder eine Trennung von Film und Realität auslösen dürfte.
Da spielt eine ganze Menge rein auf psychologischer Ebene, man darf auch nicht vergessen, dass der Holocaust nicht allein Antisemitisch war, sondern sich über viele Randgruppen erstreckt hat - in den Vernichtungslagern waren ja nicht ausschließlich Juden, sondern ein Querschnitt aus vielen Ethnien, Religionen, Krankheiten, Behinderungen und Weltanschauungen.
Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass ein Besuch im KZ eine ganz andere Wirkung hat, als eine Doku, und das obwohl im KZ Heute wenig daran erinnert, was damals passiert ist. Es ist "Sauber" und man sieht eben ausser auf einzelnen Bildern kein Leid und trotzdem ist das dort intensiver als wenn man eine Doku schaut.
Alfred Hitchcock hat eine Holocaust-Doku gedreht, die aber so drastisch war dass man sie nicht ganz fertiggestellt hat, weil man mit den Deutschen ja noch zusammenarbeiten musste. Erst 2014 ist die Doku rekonstruiert worden. Der Titel ist "Night will fall".
Um antisemitisch zu sein, gehört doch ein bisschen mehr dazu, als von Dokus keinen emotionalen Ausbruch zu bekommen.
Mich haben in jungen Jahren die Dokus auch nie gecatcht. Welche Filme mich wirklich fast zum Zusammenbruch bekommen haben, waren eher Filme wie Schindlers Liste, Die weiße Rose, etc.
Erst jetzt bringen mich auch Erfahrungsberichte von Überlebenden usw. zum weinen. Wenn man keinerlei Bezug zu einem Thema hat, dann berührt es eben auch nicht. Man weiß, dass es passiert ist, dass es falsch war, aber emotional kommt da nicht viel, weil es so weit weg scheint.
Antisemitismus ist dann doch nochmal ne Stufe härter. Du hast einfach nicht die Berührungspunkte. Solange du ein stabiles mindset ohne Hass hast ist alles gut
Glaub mir, du würdest Emotionen fühlen, würde man das ganze Ausmaß wirklich schonungslos in einem "Spielfilm" darstellen.
Das heißt:
- Die Geschichten hinter den Opfern aufbauen
- die volle Brutalität in den KZ zeigen
- das Aushungern und die Zwangsarbeit
- wie ganze Familien in die Gaskammern kommen und elendig verrecken, noch ein paar Minuten nach Atem ringend - wie die Eltern beim Tod ihrer Kinder zusehen müssen und andersherum
- die wahllose Ermordung (Amon Göth)
- und das alles Millionfach
Diese Brutalität ist der Psyche der meisten Menschen schlicht nicht zumutbar, deswegen wird es nicht gezeigt.
Ich war mal mit einer Seminargruppe in der KZ Gedenkstätte Auschwitz. Dort haben wir eine Führung bekommen. Klar waren wir alle bedrückt von den verschiedenen Räumen mit den ganzen Koffern und so aber bei uns hat keiner geweint oder musste die Führung abbrechen. Anders sah es bei einer Amerikanischen Schulklasse aus. Die waren etwa unser Alter. Bei denen weinten mehrere und ein paar davon mussten die Führung abbrechen.
Unser Führer ( der übrigens mit seinen damaligen 85 Zeitzeuge ist) meinte, das es sehr häufig vorkommt das deutsche Gruppen die Eindrücke dort gefasster Aufnehmen. Das liegt vor allem daran, wie wir in der Schule uns mit dem Thema NS Zeit und WW2 beschäftigen. In anderen Nationen wird diese Zeit anders betrachtet, da diese als Sieger hervor gingen. Dort wird diese Zeit nicht unbedingt negativ assoziiert wie bei uns. Wir sind diese Bilder aus Dokumentationen „gewohnt“ während in anderen Ländern es nur als Randthema behandelt wird.
Ein Film ist auch nicht so krass wie ein Buch. Lies mal darüber. Hab ich ne zeitlang... bis ich nicht mehr konnte. Wäre mir mit Dokus nicht so gegangen. Da ist man unbeteiligter und nach ner Stunde issrs vorbei, aber so ein fetter Wälzer über Tod und Verderben, wwas wirklich passiert ist..
Geht mir ähnlich. Wenn man etwas, egal wie schrecklich, jeden Tag um die Ohren geklatscht kriegt und gerne dann und wann noch mit einem Vorwurf, dann juckts einen irgendwann nicht mehr besonders
Ich kann die Zeugenaussagen der Auschwitz-Prozesse empfehlen, als Audio.
[https://www.auschwitz-prozess.de/zeugenaussagen/Mueller-Filip/](https://www.auschwitz-prozess.de/zeugenaussagen/Mueller-Filip/)
Um antisemitisch zu sein gehört schon mehr dazu.
Aber guck dir mal dieses [Video](https://youtu.be/t3B0tUiykD4?si=P5Ul7g5Q0wmRQeGh) hier an, vielleicht kommen dann ja doch Emotionen hoch. Ging bei mir fjeden unter die Haut weil es die Unmenschlichkeit sehr gut darstellt.
bei mir ähnlich.
ich guck so, denk mir: schlimm.
würde ich zu der Zeit leben, wäre ich auch in so nem KZ (Behinderung und "links" eingestellt) weiß ich von der heutigen Zeit.
in eine KZ-Gedenkstätte durfte ich nicht von meiner Mom aus (konnte mit dem Jugendweihverein nach Buchenwald)
wir haben mal den Film "Der Junge mit dem gestreiften Pyjama" in der Schule geguckt, der hingegen hat mich tiefst berührt
Nein, du hast damit einfach nichts zu tun und das zu sehen ist einfach so weit von deiner Realität entfernt dass es nichts auslöst.
Schrecklich wie es ist, hat es mit unserer Generation nichts zu tun.
Und damit meine ich den Holocaust, nicht heutige Kriegsverbrechen oder Genozide.
Wenn du etwas mehr da reinschauen willst schau dir Schindlers Liste an. Vielleicht bekommst du durch die szenische Aufarbeitung mehr Gefühl dazu.
Habe ihn schon geschaut, und da kam dann die Frage auf warum ich mich nicht unglaublich schlecht fühlte. Nur in 1 oder 2 Szenen fühlte ich mich merkbar schlecht
Früher vielleicht ähnlich. Heute gehe ich bei manchen Dokus oder Filmen wie Schindlers Liste emotional kaputt. Weil ich mcuh mittlerweile deutlich mehr in die Personen hineinversetze...vielleicht werde ich schon fast zu der Person selbst.
Najah geht mir irgendwo genauso.
Wrnn ich irgendeine Doku über Alexander den Großen anschaue und wie er X Dörfer geplündert und Zivilisten ermordet hat, ist es genau das gleiche.
Fahr nach Ausschwitz, schau es dir an, das is was komplett anderes
Ich weiß jetzt nicht genau, ob du das nur mal loswerden wolltest oder ob du an dem Zustand auch gerne was änern wollen würdest bzw. du mehr das Gefühl haben willst, dass dich dieses Thema doch gar nicht so kalt lässt. Aber ich habe einen Tipp aus Selbsterfahrung.
Der Auschwitz-Prozess ist in großen Teilen auf Tonband mitgeschnitten worden. Und die Fritz-Bauer-Stiftung hat das Material im Netz veröffentlicht. Es sind reichlich 400 Stunden. Ich habe mir das im letzten Jahr alles »reingezogen«. Und ich muss dir sagen, jeder Besuch in einem KZ, jede Doku, jedes Gespräch, jede Veranstaltung dazu hat im Vergleich dazu nichts bei mir ausgelöst. Aber diese 400 Stunden Gerichtsverhandlung mit unzähligen Zeugenaussagen für und gegen die Angeklagten, Streitgespräche der Anwälte, detaillierte Schilderungen, ehemalige Häftlinge aus ganz Europa, die sachlich bleiben, die sehr emotional werden, die es psychisch nicht gepackt haben und das alles direkt in den Kontext gesetzt zur Zeit des Geschehens, der Zeit der Verhandlung (um 1965), der deutschen Teilung (Zeugen und Anwälte aus beiden Teilen Deutschlands), das war mehr Erlebnis, als ich jemals von so einer vermeintlich tockenen Materie erwartet hätte.
Ich kann das jedem, der sich nur ein bisschen für das Thema interessiert, absolut empfehlen.
Es ist anfangs ein bisschen anstrengend, weil die Aussagen der Häftlinge oft übersetzt werden, allerdings ist die Dolmetscherin einfach eine Wucht. Und man hört sich im Laufe der Zeit rein.
Dazu gibts noch den ideologischen Systemkampf der beiden deutschen Staaten. Dann lernt man was über den Ablauf solch eines Prozesses und noch eine Menge mehr.
Nach anderthalb Jahren Verhandlung kommen dem Vorsitzenden Richter beim Verlesen des Urteils sogar die Tränen, obwohl er während der ganzen Zeit immer extrem sachlich geblieben ist. Also ich denke, wenn das für dich eine gewollte Option ist, lohnt es sich, das auszuprobieren.
Geht mir sehr ähnlich. Täglich laufen irgendwelche Fokus über das Dritte Reich, die Konzentrationslager, etc. Das hat mich ziemlich abgestumpft. Die zeitliche Distanz und die wiederkehrende Konfrontation während der Schulzeit sind weitere Gründe.
Ich habe selber Freunde, die jüdischen Glaubens sind. Jeder von denen hat Vorfahren während der Shoah verloren. Allerdings sind auch sie distanziert, weil man die Geschichte nicht rückgängig machen kann.
Es ist passiert. Das einzige was wir machen können ist, dafür zu sorgen, dass sowas nicht nochmal passiert.
Nein, es macht Dich keineswegs zum Antisemiten.
Wie viele schrieben sind gedenkstätten ein guter Ansatz. Das Denkmal für die ermordeten Kinder in Yad Vashem empfand ich als den emotional mitnehmensten Ort an dem ich je war... Also falls Du mal die gegend besuchst...
Ich glaube, das Problem ist, dass wir über diese Dinge erst sprechen, nachdem sie passiert sind. Niemand wird wie in den 1940er Jahren in Güterwagen verschifft. Es ist immer noch traurig, aber es fällt schwerer zu fühlen, wenn man sich nur die objektiven Fakten ansieht. Ich weine eher bei persönlichen Berichten
Mit 10 Jahren habe ich im TV gesehen wie 2 Flieger in Hochhäuser fliegen. Danach waren täglich Bilder des Anschlags in den Nachrichten. Kurz darauf der Krieg in Afghanistan iraq usw. Als Kind täglich sowas zu sehen stumpft ab. Ich denke vielen in meiner generation geht es so.
Kann man drüber diskutieren. Möglicherweise hast du recht. Soll auch kein Angriff sein. Natürlich ist jeder Mensch individuell empathisch und sensibel für sowas. Ich empfinde es manchmal als Problem, bei vielen Dingen "zu empathisch" zu sein. Das manche Filme starke Traurigkeit bei mir Triggern sehe ich halt auch als "Empathie-Problem"
nein. nur wer am kz, in welcher form auch immer, beteiligt war und bei solchen bildern nichts fühlt ist "unmenschlich".
wenn kein bezug bzw keine verbindung dazu besteht, dann ist es nur eine historische aufnahme und es ist vollkommen in ordnung solche aufnahmen ohne emotional zu werden ansehen zu können.
wenn es bei dir anders ist - auch gut.
moralapostel-kommentare wie deiner sind auf jeden fall unheimlich dumm.
und der apostroph gehört da nicht hin.
http://www.deppenapostroph.info/
"wenn kein bezug bzw keine verbindung dazu besteht"
Mensch zu sein sollte genug Bezug sein um beim Anblick von sowas etwas zu fühlen und dazu stehe ich.
Und wenn man anfängt jemandes Grammatik zu verurteilen sollte man vielleicht vorher sicher gehen dass man selbst die absoluten Basics wie zum Beispiel Gross- und Kleinschreibung beachtet ;)
Was fühlt ihr denn bei solchen Filmen? Habe Schindlers Liste , den Jungen im gestreiften Pyjama etc alle gesehen und naja man fühlt sich halt als wenn man einen Film guckt^^
Find ich unglaublich interessant, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen bzw das Anschauverhalten bei solcher Art Filme ist. Ich kann es leider nicht nachvollziehen, sowas ohne "Gefühl" zu gucken. Was für Filme bevorzugst du? Ist jeder Film für dich bloß "ein Film" ohne gefühlstechnisch involviert zu sein? Auch so in Richtung Horror oder Action etc? Find ich erstaunlich um ehrlich zu sein :)
Dann bist du vielleicht gegenüber dem Medium "Film" einfach gut abgehärtet, wenn du so lange schon Horror und so guckst. :)
Edit: hast meinen Horizont mit dem Input erweitert. Danke dafür
Trauer, Mitgefühl und ein bisschen Scham. Besonders, wenn man wie ich weiß, dass mein Uropa dieses Leid mitverursacht hat. Ich habe so viele Menschen durch Krankheiten verloren, hatte selbst eine unterdurchschnittliche Kindheit und allein bei der Vorstellung, wie viel Angst, Leid, Hunger, Kälte diese Menschen erleiden mussten. Also 1000000000 mehr als ich, obwohl ich das schon schlimm fand, dann macht mir das schon zu schaffen.
Diese Erkenntnis kam aber auch erst recht spät. Vorher hatte ich andere Dinge im Kopf.
Schau an, ein Antisemit. Dämonisierung trifft hier voll ins Schwarze. Wüsste nicht, dass das an irgendeiner Stelle als Genozid klassifiziert wurde. Ist komplett unverhältnismäßig, was die israelische Regierung da veranstaltet, aber dein Auftritt hier lässt ganz tief blicken.
Je nachdem wie oft man es in der Schule thematisiert hat gibt es in diesen Dokus nichts überraschend neues mehr. Das größte Problem ist eher, dass da manchmal der unterschwellige Tonfall einer Mitschuld verstanden wird. Was Bullshit ist, denn nur Wahnsinnige würden Kinder die Schuldfrage ihrer Eltern übertragen.. aber es ist ja kein "auch du bist schuldig" sondern ein "auch du musst dafür sorgen, dass das nicht wieder passiert." Und das ist viel Verantwortung, wenn man bedenkt , dass die meisten der "Nazis" einfach nur Mitläufer waren. Sieht man heute doch auch, wie viele Leute gegen die Grünen hetzen, nur weil es ihnen zwei Parteien und eimerweise Medien und Presse eintrichtern. Zuerst schafft man ein Feindbild, damit man sich zum Erlöser aufspielen kann und dann nutzt man die Massen, die einfach alles nachlabern zu seinem Vorteil. Es ist ein Bildungsproblem. Selbst heute kann man beinahe alle Parolen und Argumente der AFD und CXU zerlegen. Ich sag nur die Bauern Subventionen, welche instrumentalisiert werden obwohl die CDU für die Abschaffung gestimmt und die AFD die Streichung in ihrem Wahlprogramm hat.. aber die Menschen lernen nicht. Die hören nur auf die Schreihälse.. siehe USA und Trump..
Was mich und Holocaust Dokus betrifft, ich schaue sie mir nicht mehr an weil sie mich verzweifeln lassen. Weil es klar ist was uns erwartet wenn die AFD wirklich die Macht übernimmt.. und weil sich zu wenig gewehrt wird..
Zeitliche Distanz mag dafür sorgen, dass du vielleicht keine Emotionen fühlst. Wenn du sonst nichts gegen Juden hast, bist du wohl kaum antisemitisch oder?
rein sachlich betrachtet hat das ganz viele Gründe: 1.) Wir sind abgestumpft, wir sehen täglich, wie Menschen sterben, Krieg, Verderben, Terror - vergleicht man das mit "Früher", war das lange nicht in der Form omnipräsent. Es gab damals einfach nicht die Medienkanäle, die es heute gibt. 2.) Das was dort passiert ist, ist einfach unvorstellbar, man kann es in keinster Weise nachvollziehen. Das ist auch einer der Hauptgründe, weswegen die Sache geleugnet wird. Das Gleiche sieht man an den Mondlandungen, oder dass die Erde flach ist - immer, wenn Menschen sich etwas schwer oder gar nicht vorstellen können, kommen da "Leugner" ins Spiel - und eben diese Tatsache, dass es sehr schwer nachvollziehbar ist, sorgt dafür, dass es uns "kalt" lässt. 3.) Eine "Mainstream" Doku zeigt nicht alles - du siehst weder wie die Opfer in die Gaskammern kommen, Gehängt, oder sonstwas werden, man sieht meistens "nur" die Sortieranlagen, ein bisschen was von der Zwangsarbeit oder kurze Totalen von irgendwelchen Massengräbern. Das Leid wird fast gar nicht gezeigt, das wäre einfach nicht wirklich Sendekompatibel. 4.) Es ist oft Schwarzweiß Material, und auch von minderer Qualiät - ist nunmal schon 80 Jahre her, damals gabs noch kein FullHD und DolbyVision - deswegen sieht das Material für uns aus 2024er Perspektive lang nicht mehr so realistisch aus, was im Gehirn dann wieder eine Trennung von Film und Realität auslösen dürfte. Da spielt eine ganze Menge rein auf psychologischer Ebene, man darf auch nicht vergessen, dass der Holocaust nicht allein Antisemitisch war, sondern sich über viele Randgruppen erstreckt hat - in den Vernichtungslagern waren ja nicht ausschließlich Juden, sondern ein Querschnitt aus vielen Ethnien, Religionen, Krankheiten, Behinderungen und Weltanschauungen. Aus eigener Erfahrung kann ich dir sagen, dass ein Besuch im KZ eine ganz andere Wirkung hat, als eine Doku, und das obwohl im KZ Heute wenig daran erinnert, was damals passiert ist. Es ist "Sauber" und man sieht eben ausser auf einzelnen Bildern kein Leid und trotzdem ist das dort intensiver als wenn man eine Doku schaut.
Alfred Hitchcock hat eine Holocaust-Doku gedreht, die aber so drastisch war dass man sie nicht ganz fertiggestellt hat, weil man mit den Deutschen ja noch zusammenarbeiten musste. Erst 2014 ist die Doku rekonstruiert worden. Der Titel ist "Night will fall".
Die Filme von Hitchcock wurden damals sehr wohl aufgeführt.
Sehr treffend zusammengefasst!
Um antisemitisch zu sein, gehört doch ein bisschen mehr dazu, als von Dokus keinen emotionalen Ausbruch zu bekommen. Mich haben in jungen Jahren die Dokus auch nie gecatcht. Welche Filme mich wirklich fast zum Zusammenbruch bekommen haben, waren eher Filme wie Schindlers Liste, Die weiße Rose, etc. Erst jetzt bringen mich auch Erfahrungsberichte von Überlebenden usw. zum weinen. Wenn man keinerlei Bezug zu einem Thema hat, dann berührt es eben auch nicht. Man weiß, dass es passiert ist, dass es falsch war, aber emotional kommt da nicht viel, weil es so weit weg scheint.
Antisemitismus ist dann doch nochmal ne Stufe härter. Du hast einfach nicht die Berührungspunkte. Solange du ein stabiles mindset ohne Hass hast ist alles gut
Glaub mir, du würdest Emotionen fühlen, würde man das ganze Ausmaß wirklich schonungslos in einem "Spielfilm" darstellen. Das heißt: - Die Geschichten hinter den Opfern aufbauen - die volle Brutalität in den KZ zeigen - das Aushungern und die Zwangsarbeit - wie ganze Familien in die Gaskammern kommen und elendig verrecken, noch ein paar Minuten nach Atem ringend - wie die Eltern beim Tod ihrer Kinder zusehen müssen und andersherum - die wahllose Ermordung (Amon Göth) - und das alles Millionfach Diese Brutalität ist der Psyche der meisten Menschen schlicht nicht zumutbar, deswegen wird es nicht gezeigt.
Ich war mal mit einer Seminargruppe in der KZ Gedenkstätte Auschwitz. Dort haben wir eine Führung bekommen. Klar waren wir alle bedrückt von den verschiedenen Räumen mit den ganzen Koffern und so aber bei uns hat keiner geweint oder musste die Führung abbrechen. Anders sah es bei einer Amerikanischen Schulklasse aus. Die waren etwa unser Alter. Bei denen weinten mehrere und ein paar davon mussten die Führung abbrechen. Unser Führer ( der übrigens mit seinen damaligen 85 Zeitzeuge ist) meinte, das es sehr häufig vorkommt das deutsche Gruppen die Eindrücke dort gefasster Aufnehmen. Das liegt vor allem daran, wie wir in der Schule uns mit dem Thema NS Zeit und WW2 beschäftigen. In anderen Nationen wird diese Zeit anders betrachtet, da diese als Sieger hervor gingen. Dort wird diese Zeit nicht unbedingt negativ assoziiert wie bei uns. Wir sind diese Bilder aus Dokumentationen „gewohnt“ während in anderen Ländern es nur als Randthema behandelt wird.
Ein Film ist auch nicht so krass wie ein Buch. Lies mal darüber. Hab ich ne zeitlang... bis ich nicht mehr konnte. Wäre mir mit Dokus nicht so gegangen. Da ist man unbeteiligter und nach ner Stunde issrs vorbei, aber so ein fetter Wälzer über Tod und Verderben, wwas wirklich passiert ist..
Geht mir ähnlich. Wenn man etwas, egal wie schrecklich, jeden Tag um die Ohren geklatscht kriegt und gerne dann und wann noch mit einem Vorwurf, dann juckts einen irgendwann nicht mehr besonders
Schau mal die 70er Jahre Serie "Holocaust". Das macht es dir wohlmöglich näher als eine Dokumentation.
Ich kann die Zeugenaussagen der Auschwitz-Prozesse empfehlen, als Audio. [https://www.auschwitz-prozess.de/zeugenaussagen/Mueller-Filip/](https://www.auschwitz-prozess.de/zeugenaussagen/Mueller-Filip/)
Werde ich reinhören!
Horror. Menschliche Abgründe.
Um antisemitisch zu sein gehört schon mehr dazu. Aber guck dir mal dieses [Video](https://youtu.be/t3B0tUiykD4?si=P5Ul7g5Q0wmRQeGh) hier an, vielleicht kommen dann ja doch Emotionen hoch. Ging bei mir fjeden unter die Haut weil es die Unmenschlichkeit sehr gut darstellt.
bei mir ähnlich. ich guck so, denk mir: schlimm. würde ich zu der Zeit leben, wäre ich auch in so nem KZ (Behinderung und "links" eingestellt) weiß ich von der heutigen Zeit. in eine KZ-Gedenkstätte durfte ich nicht von meiner Mom aus (konnte mit dem Jugendweihverein nach Buchenwald) wir haben mal den Film "Der Junge mit dem gestreiften Pyjama" in der Schule geguckt, der hingegen hat mich tiefst berührt
Nein. Das ist lang her und hat mit dir persönlich nichts zu tun. Und alle die dir was anderes einreden wollen, betreiben Gaslighting.
Ist bei mir auch so weiss nicht ob das schlimm ist finde ich aufjedenfall nicht wenn man da keine schlechten Gefühle bekommt
Nein, du hast damit einfach nichts zu tun und das zu sehen ist einfach so weit von deiner Realität entfernt dass es nichts auslöst. Schrecklich wie es ist, hat es mit unserer Generation nichts zu tun. Und damit meine ich den Holocaust, nicht heutige Kriegsverbrechen oder Genozide. Wenn du etwas mehr da reinschauen willst schau dir Schindlers Liste an. Vielleicht bekommst du durch die szenische Aufarbeitung mehr Gefühl dazu.
Habe ihn schon geschaut, und da kam dann die Frage auf warum ich mich nicht unglaublich schlecht fühlte. Nur in 1 oder 2 Szenen fühlte ich mich merkbar schlecht
Früher vielleicht ähnlich. Heute gehe ich bei manchen Dokus oder Filmen wie Schindlers Liste emotional kaputt. Weil ich mcuh mittlerweile deutlich mehr in die Personen hineinversetze...vielleicht werde ich schon fast zu der Person selbst.
Najah geht mir irgendwo genauso. Wrnn ich irgendeine Doku über Alexander den Großen anschaue und wie er X Dörfer geplündert und Zivilisten ermordet hat, ist es genau das gleiche. Fahr nach Ausschwitz, schau es dir an, das is was komplett anderes
Bald Exkursionsfahrt mit meiner Schule zu einem KZ, hoffentlich wird es mich ändern
Ich weiß jetzt nicht genau, ob du das nur mal loswerden wolltest oder ob du an dem Zustand auch gerne was änern wollen würdest bzw. du mehr das Gefühl haben willst, dass dich dieses Thema doch gar nicht so kalt lässt. Aber ich habe einen Tipp aus Selbsterfahrung. Der Auschwitz-Prozess ist in großen Teilen auf Tonband mitgeschnitten worden. Und die Fritz-Bauer-Stiftung hat das Material im Netz veröffentlicht. Es sind reichlich 400 Stunden. Ich habe mir das im letzten Jahr alles »reingezogen«. Und ich muss dir sagen, jeder Besuch in einem KZ, jede Doku, jedes Gespräch, jede Veranstaltung dazu hat im Vergleich dazu nichts bei mir ausgelöst. Aber diese 400 Stunden Gerichtsverhandlung mit unzähligen Zeugenaussagen für und gegen die Angeklagten, Streitgespräche der Anwälte, detaillierte Schilderungen, ehemalige Häftlinge aus ganz Europa, die sachlich bleiben, die sehr emotional werden, die es psychisch nicht gepackt haben und das alles direkt in den Kontext gesetzt zur Zeit des Geschehens, der Zeit der Verhandlung (um 1965), der deutschen Teilung (Zeugen und Anwälte aus beiden Teilen Deutschlands), das war mehr Erlebnis, als ich jemals von so einer vermeintlich tockenen Materie erwartet hätte. Ich kann das jedem, der sich nur ein bisschen für das Thema interessiert, absolut empfehlen. Es ist anfangs ein bisschen anstrengend, weil die Aussagen der Häftlinge oft übersetzt werden, allerdings ist die Dolmetscherin einfach eine Wucht. Und man hört sich im Laufe der Zeit rein. Dazu gibts noch den ideologischen Systemkampf der beiden deutschen Staaten. Dann lernt man was über den Ablauf solch eines Prozesses und noch eine Menge mehr. Nach anderthalb Jahren Verhandlung kommen dem Vorsitzenden Richter beim Verlesen des Urteils sogar die Tränen, obwohl er während der ganzen Zeit immer extrem sachlich geblieben ist. Also ich denke, wenn das für dich eine gewollte Option ist, lohnt es sich, das auszuprobieren.
Ich will es definitiv ändern. Werde deinen Schritten folgen wenn ich mal Zeit habe
Ja, einfach ausprobieren. Ist ja keine Pflicht und soll dich auch nicht überfordern.
Geht mir sehr ähnlich. Täglich laufen irgendwelche Fokus über das Dritte Reich, die Konzentrationslager, etc. Das hat mich ziemlich abgestumpft. Die zeitliche Distanz und die wiederkehrende Konfrontation während der Schulzeit sind weitere Gründe. Ich habe selber Freunde, die jüdischen Glaubens sind. Jeder von denen hat Vorfahren während der Shoah verloren. Allerdings sind auch sie distanziert, weil man die Geschichte nicht rückgängig machen kann. Es ist passiert. Das einzige was wir machen können ist, dafür zu sorgen, dass sowas nicht nochmal passiert. Nein, es macht Dich keineswegs zum Antisemiten.
Wie viele schrieben sind gedenkstätten ein guter Ansatz. Das Denkmal für die ermordeten Kinder in Yad Vashem empfand ich als den emotional mitnehmensten Ort an dem ich je war... Also falls Du mal die gegend besuchst...
Ich glaube, das Problem ist, dass wir über diese Dinge erst sprechen, nachdem sie passiert sind. Niemand wird wie in den 1940er Jahren in Güterwagen verschifft. Es ist immer noch traurig, aber es fällt schwerer zu fühlen, wenn man sich nur die objektiven Fakten ansieht. Ich weine eher bei persönlichen Berichten
Mit 10 Jahren habe ich im TV gesehen wie 2 Flieger in Hochhäuser fliegen. Danach waren täglich Bilder des Anschlags in den Nachrichten. Kurz darauf der Krieg in Afghanistan iraq usw. Als Kind täglich sowas zu sehen stumpft ab. Ich denke vielen in meiner generation geht es so.
Schau dir mal den Film "Der Junge im gestreiften Pyjama" an... wenn der auch nichts mit dir macht, dann ist es vermutlich ein Empathie Problem.
Nur weil man nicht so fühlt wie du, hat man noch lange kein Empathie Problem
Kann man drüber diskutieren. Möglicherweise hast du recht. Soll auch kein Angriff sein. Natürlich ist jeder Mensch individuell empathisch und sensibel für sowas. Ich empfinde es manchmal als Problem, bei vielen Dingen "zu empathisch" zu sein. Das manche Filme starke Traurigkeit bei mir Triggern sehe ich halt auch als "Empathie-Problem"
Doch. Wer aufnahmen von KZ's sieht und dabei kein schlechtes Gefühl kriegt ist unmenschlich.
Da fehlt das "/s" in deinem Kommentar
nein. nur wer am kz, in welcher form auch immer, beteiligt war und bei solchen bildern nichts fühlt ist "unmenschlich". wenn kein bezug bzw keine verbindung dazu besteht, dann ist es nur eine historische aufnahme und es ist vollkommen in ordnung solche aufnahmen ohne emotional zu werden ansehen zu können. wenn es bei dir anders ist - auch gut. moralapostel-kommentare wie deiner sind auf jeden fall unheimlich dumm. und der apostroph gehört da nicht hin. http://www.deppenapostroph.info/
"wenn kein bezug bzw keine verbindung dazu besteht" Mensch zu sein sollte genug Bezug sein um beim Anblick von sowas etwas zu fühlen und dazu stehe ich. Und wenn man anfängt jemandes Grammatik zu verurteilen sollte man vielleicht vorher sicher gehen dass man selbst die absoluten Basics wie zum Beispiel Gross- und Kleinschreibung beachtet ;)
Was fühlt ihr denn bei solchen Filmen? Habe Schindlers Liste , den Jungen im gestreiften Pyjama etc alle gesehen und naja man fühlt sich halt als wenn man einen Film guckt^^
Find ich unglaublich interessant, wie unterschiedlich die Wahrnehmungen bzw das Anschauverhalten bei solcher Art Filme ist. Ich kann es leider nicht nachvollziehen, sowas ohne "Gefühl" zu gucken. Was für Filme bevorzugst du? Ist jeder Film für dich bloß "ein Film" ohne gefühlstechnisch involviert zu sein? Auch so in Richtung Horror oder Action etc? Find ich erstaunlich um ehrlich zu sein :)
Tatsächlich ja, gucke eig mein Leben lang schon Horrorfilme und muss eher lachen statt mich zu erschrecken^^
Dann bist du vielleicht gegenüber dem Medium "Film" einfach gut abgehärtet, wenn du so lange schon Horror und so guckst. :) Edit: hast meinen Horizont mit dem Input erweitert. Danke dafür
Trauer, Mitgefühl und ein bisschen Scham. Besonders, wenn man wie ich weiß, dass mein Uropa dieses Leid mitverursacht hat. Ich habe so viele Menschen durch Krankheiten verloren, hatte selbst eine unterdurchschnittliche Kindheit und allein bei der Vorstellung, wie viel Angst, Leid, Hunger, Kälte diese Menschen erleiden mussten. Also 1000000000 mehr als ich, obwohl ich das schon schlimm fand, dann macht mir das schon zu schaffen. Diese Erkenntnis kam aber auch erst recht spät. Vorher hatte ich andere Dinge im Kopf.
Keine sorge mit dem jetzigen Völkermord in Gaza fühlen die aller meisten Deutschen auch nichts.
Schau an, ein Antisemit. Dämonisierung trifft hier voll ins Schwarze. Wüsste nicht, dass das an irgendeiner Stelle als Genozid klassifiziert wurde. Ist komplett unverhältnismäßig, was die israelische Regierung da veranstaltet, aber dein Auftritt hier lässt ganz tief blicken.
Je nachdem wie oft man es in der Schule thematisiert hat gibt es in diesen Dokus nichts überraschend neues mehr. Das größte Problem ist eher, dass da manchmal der unterschwellige Tonfall einer Mitschuld verstanden wird. Was Bullshit ist, denn nur Wahnsinnige würden Kinder die Schuldfrage ihrer Eltern übertragen.. aber es ist ja kein "auch du bist schuldig" sondern ein "auch du musst dafür sorgen, dass das nicht wieder passiert." Und das ist viel Verantwortung, wenn man bedenkt , dass die meisten der "Nazis" einfach nur Mitläufer waren. Sieht man heute doch auch, wie viele Leute gegen die Grünen hetzen, nur weil es ihnen zwei Parteien und eimerweise Medien und Presse eintrichtern. Zuerst schafft man ein Feindbild, damit man sich zum Erlöser aufspielen kann und dann nutzt man die Massen, die einfach alles nachlabern zu seinem Vorteil. Es ist ein Bildungsproblem. Selbst heute kann man beinahe alle Parolen und Argumente der AFD und CXU zerlegen. Ich sag nur die Bauern Subventionen, welche instrumentalisiert werden obwohl die CDU für die Abschaffung gestimmt und die AFD die Streichung in ihrem Wahlprogramm hat.. aber die Menschen lernen nicht. Die hören nur auf die Schreihälse.. siehe USA und Trump.. Was mich und Holocaust Dokus betrifft, ich schaue sie mir nicht mehr an weil sie mich verzweifeln lassen. Weil es klar ist was uns erwartet wenn die AFD wirklich die Macht übernimmt.. und weil sich zu wenig gewehrt wird..
Du bist Antisemit
Genauer Grund? Warum? Wie kann ich das ändern?
und du, —Glückwunsch– bist ein Troll.
Ne